Die bei der Begehung 2015/16 auf der Grenze der Gemarkung Gochsheim aufgefundenen Markierungen ……
Die bei der Begehung 2015/16 auf der Grenze der Gemarkung Gochsheim aufgefundenen Markierungen im Vergleich zu den 1729 und 1863 gekennzeichneten Grenzverläufen
Auf Initiative des Schwäbischen Heimatbundes wurde im Jahre 2000 das Projekt zur Erfassung und Dokumentation von Kleindenkmalen ins Leben gerufen und wird von ihm bis heute gemeinsam mit dem Landesamt Denkmalpflege im Regierungspräsidium in Stuttgart durchgeführt 1. Aber erst seit kurzem wird auch in der Stadt Kraichtal (vorerst nur in einigen der neun Stadtteile) durch den Heimat- und Museumsverein die Erfassung und Dokumentation betrieben.
Zu Kleindenkmalen gehören auch Grenzsteine die naturgegeben in besonderem Maße der Vergänglichkeit, dem Vergessen und der Zerstörung unterworfen sind. Gerade hier in Gochsheim gibt es eine fast drei Jahrhunderte alte Dokumentation des Grenzverlaufs und der Position von Grenzsteinen 2 die eine Reflexion auf den aktuellen Grenzverlauf der Gemarkung Gochsheim erlaubt. Bei der Begehung konnten 36 Grenzsteine von ursprünglich 168 aufgefunden werden. Sie wurden in einem standardisierten Erfassungsbogen erfasst, mittels GPS-Positionierung festgelegt und fotografisch aufgenommen sowie in eine aktuelle Karte 3 eingetragen.
Der ursprüngliche Grenzverlauf ist aus verschiedenen Gründen nicht mehr identisch mit dem gegenwärtigen, bzw. nicht mehr erkennbar,
– durch Flurbereinigung,
– Gebietstausch zwischen den Stadtteilen, oder angrenzenden Gemeinden,
– Zusammenlegung von landwirtschaftlichen Flächen,
– Straßenbau,
– Wasserbau,
– Trassenbau für die ICE Bahn und die Straßenbahn.
Trotz dieser gravierenden, jedoch meist lokal begrenzten Veränderungen, konnte die ursprüngliche Grenze erkannt und abgeschritten werden.
In einem ersten Schritt wurde der 1729 auf 44 einzelnen Blätter gezeichnete Verlauf auf die gleiche Karte übertragen.
Schwierigkeiten ergaben sich aus unterschiedlichen Maßstäben und ungenauer Zeichnung der Biegungswinkel der Grenze. Besonders hilfreich waren Grenzsteine die die Position von drei anliegenden Gemarkungen festlegten, da deren Grenzen auch nach fast 300 Jahren erkennbar geblieben sind, auch wenn die Grenzsteine selbst nicht mehr auffindbar waren 4. Ausgehend von solchen Fixpunkten war eine weitgehend exakte Reflexion der einzelnen Blätter auf die heutige Karte möglich.
Die aufgefundenen Steine sind von unterschiedlicher Ausprägung, Größe, Erhaltungszustand und Position. So gibt es Steine aus relativ weichem oder festem Sandstein, mit gewölbtem Kopf oder auch eben. Teils haben sie einen Querschnitt von etwa 18×18 cm, teils von 24×30 cm. Teils sind sie stark verwittert, insbesondere diejenigen aus weichem Sandstein, teils sind sie aber nur wenig beschädigt. Teils sind sie noch gerade im Boden, manchmal eingesunken, schräg oder auch herausgerissen und bei Seite geworfen. Viele Steine konnten an den Stellen, wo sie zu erwarten gewesen wären, nicht mehr aufgefunden werden.
Im Liegenschaftsamt der Stadt Kraichtal sind Gemarkungskarten aus dem Jahre 1869 aller heute zur Stadt Kraichtal fusionierten Gemarkungen erhalten 5. Es war naheliegend die Reflektion der in der „Figurirten Graenzbeschreibung von 1729“ gezeichneten Grenzsteine und der bei der Begehung in 2015/16 aufgefundenen in den gleichen Ausschnitt der Gemarkungskarte von Gochsheim, wie in den vorstehend verwendeten Kartenausschnitten, einzutragen.
Deutlich ist zu erkennen, dass 1869 noch weitgehend die Grenzsteine von 1729 erhalten waren, abgegangene Steine sind an gleicher Position wieder errichtet und weitere Grenzsteine zur präziseren Abgrenzung eingesetzt worden. Dies ist in diesem Kartenausschnitt auf die erfolgte Grenzänderungen im Bereich zwischen 007 und 008 zurück zu führen.