Geschichte Öberöwisheim

Amtsblatt 18.05.2020 Oberöwisheim

*Örtliche Gruppe Oewisheim*
Beitrag Nr. 02 „Die Burg der Herren von Oewisheim“
Im Jahre 1260 wurde die Burg der Herren von Oewisheim erstmals urkundlich
erwähnt. Sie stand in Oberöwisheim. Die Besitzverhältnisse sind heute
eindeutig geklärt, sie gehörte ursprünglich den Rittern von Oewisheim, die
sich auch Edelknechte nannten. Als Burg-Geschlecht starben die Oewisheimer
1411 aus. Lediglich einige entfernte Verwandte wurden noch bis  Anfang des
16, Jahrhunderts genannt. Danach verliert sich ihre Spur. Nach 1412 waren die
Herren von Helmstatt Eigentümer der Burg. In den folgenden Jahrhunderten
teilten sich mit ihnen den Besitz, die Herren von Massenbach, die Hofwarte
von Kirchheim und die Herren von Sternenfels. Wie viele Burgen und Schlösser
im Kraichgau, wurde auch die Oberöwisheimer Burg oftmals gebrandschatzt und
geplündert, so im Bauernkrieg 1525 und gegen Ende des 30jährigen Krieges,
der von 1618-1648 wütete. Kaum hatte man sich von dessen Verwüstungen
erholt, als im Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) am 10. Juli 1707, im
schrecklichsten Jahr in der Geschichte Oberöwisheims, die Franzosen unter
Marschall Villars im Ort einfielen und barbarisch hausten. U. a. wurde das
Schloß, Kirche, Amtshaus, ev. Pfarrhaus und Schulhaus niedergebrannt, sowie
weitere 70 Gebäude. Im Polnischer Thronfolgekrieg (1733-1735), nach dem Tod
August des Starken, wurde wiederum unsere Gegend in Mitleidenschaft gezogen
und die Burg in Oberöwisheim im Jahre 1734 letztmalig zerstört und danach
nicht wieder aufgebaut. Zu dieser Zeit waren die Herren von Helmstatt und die
Herren von Berg sowie das Domkapitel Speyer die Besitzer der Burg. Letztere
erwarben im Jahre 1739 u. a. den Anteil der Herren von Berg und 1748 den
Anteil der Herren von Helmstatt. Die Burgruine wurde als Steinbruch
freigegeben. Von der Burganlage ist heute nichts mehr erhalten zumal auf dem
ehemaligen Burgareal im Jahre 1873 die Katholische Kirche errichtet wurde.
Von der Burg ist im Badischen Landesarchiv in Karlsruhe noch ein gut
erhaltener Grundriss aus dem Jahre 1740 erhalten. Der zeigt, dass es sich um
eine kompakte Burganlage mit Langhaus aus Stein, Gräben, Mauern und
Zugbrücke sowie Vorhof mit Küche, Scheuern, Ställen, Vorderburg und
Kellern gehandelt hat.

 

24.05.2020

*Heimat-und Museumsverein Kraichtal e. V. Örtliche Gruppe Oewisheim*
Beitrag Nr. 03 „Woher stammt die Gemarkung“?
Um dies zu verstehen, müssen wir erst einmal feststellen um was für eine
Begrifflichkeit es hier geht. Nach Duden ist eine Gemarkung eine
Flächeneinheit des Liegenschaftskatasters. Der Name einer Gemarkung
entspricht fast immer dem Namen der auf ihr befindlichen Siedlung/Gemeinde.
Die Eigentumsverhältnisse der einzelnen Gemarkungen sind im jeweils
zuständigen Grundbuch verzeichnet. Die Gemarkung bildet also einen
Grundstücksverband der aus einer größeren Zahl von in der Regel
zusammenhängenden Grundstücken bzw. Flurstücken besteht. Wie entstand nun
die Gemarkung?
Um dies herauszufinden müssen wir in unserer Geschichte bis in die
Keltenzeit zurück gehen. Bei den Kelten bedeutete das Wort „march“
soviel wie „merken“. Man merkte sich eben wo die Grenzen
(Gemarkungsgrenzen) lagen. Die Kelten die in unserer Kraichgau-Region ca. 700
Jahre vor Chr. auftauchten wurden durch die Römer als herrschende Macht
abgelöst, die wiederrum von den Alemannen um 200 nach Chr. vertrieben
wurden. Die Alemannen waren im Kraichgau tonangebend bis ca. 500 nach Chr.
als sie gegen die Franken in drei Schlachten unterlagen.  In der Schlacht im
Jahre 496 bei Zülpich, etwa 60 km östlich der heutigen deutsch-belgischen
Grenze, die Ortslage ist heute bei Historikern stark umstritten, besiegte
Chlodwig I. (466-511) der König der Salfranken die Alemannen und schwächte
sie dadurch entscheidend. Als Dank für den Sieg trat der heidnische Chlodwig
dem Christentum bei und lies sich taufen. Deshalb ist diese Schlacht auch als
Bekehrungsschlacht in die Geschichte eingegangen. Nach der letzten
alemannisch-fränkischen Schlacht bei Straßburg im Jahre 506, geriet das
alemannische Siedlungsgebiet unter fränkischer Herrschaft. Die übrig
gebliebenen  Alemannen stellten sich unter den Schutz des Ostgotenkönigs
Theoderich (451/56-526), der ganz Italien sowie die nördlich gelegene
Anrainer-Länder beherrschte. Er konnte allerdings die Frankenherrschaft im
süddeutschen Raum nicht verhindern. Dieser Rest der Alemannen sind dann im
ersten Viertel des 6. Jahrhunderts ins Fränkische Reich eingegliedert
worden. Unter deren Oberhoheit sich das alemannische Stammesherzogtum
bildete. Die Alemannen-Herzöge teilten schon vorher, das von den Römern
eroberte Land auf ihre Hundertschaften auf. Die Häuptlinge der
Hundertschaften gaben das Land an ihre Sippen weiter. Das Land, das eine
Sippe innehatte, nannte man fortan „Gemarkung“. Die Gemarkung wurde genau
dokumentiert und mit natürlichen, später auch mit künstlich gesetzten
Markzeichen (Grenzsteine) abgegrenzt. Im Mittelalter war es Tradition das
jährliche Abschreiten und Kontrollieren der Gemarkungsgrenze. Die
Abschreiter/Kontrolleure  nannte man Untergänger in Unteröwisheim
Steinsetzer. Die letzten Steinsetzer in Unteröwisheim waren Gustav Dieterle
und Kurt Kücherer.